Dorf

Die Fremde antwortete mir und erklärte mir, dass sie aus dem Wald kamen. Verwundert blickte ich sie an, kam aber nicht dazu sie weiter darüber auszufragen, da sie plötzlich anfing, mit Kayowa in der alten Sprache zu sprechen. Ich sah sie noch verwirrter an, aber da wandte sie sich auch schon wieder zu mir und erklärte, dass sie sich etwas zu Essen suchen wollte. Ich nickte ihr zu und konnte nicht verhindern, dass mein Blick an ihrem Gesicht entlangwanderte und versuchte herauszufinden, ob sie eine Elfe war oder eine weitere seltsame Fremde, wie diese Adva auf dem Marktplatz.
Ich grinste die beiden aber ddennoch freundlich an und versuchte meine Neugierde zu verstcken, dann setzte ich zu einer Antwort an:
"Ja der Sturm kam echt plötzlich! Aber Kayowa", ich deutete auf die Elfe neben mir, "meinte, sie hatte ihn schon gesehen."
Ich warf einen flüchtigen Blick nach draußen und merkte, dass sich die Schneewehen ein wenig gelegt hatten.
"Woher kommt ihr denn?" Ich blickte nun auch die zweite Fremde neudgierig an, die sich aber anscheiennd nicht so wohl unter uns fühlte, "Was macht man zu dieser jahreszeit im Wald?"

Er lehnte auf der anderen Seite des Gasthauses zwischen zwei sich abgewandten Männern, die sich leise mit ihren Weibern unterhielten, an der Wand.
Er registrierte jede einzelne Person im Raum und analysierte sie mit Präzision und Schnelligkeit.
Der Barkeeper war angetrunken, ein gewöhnlicher Mann mittleren Alters - ein Nachfahre eines Jüngers. Mit zusammengekniffenem Auge musterte er ihn, nahm die Gestalt mit all ihren Eigenarten in sich auf. Rache war das Gebot der Stunde und er spürte den Hass seines Meisters in seinen Venen.
Später, erklang die raue Stimme in seinen Gedanken. Kaum merklich nickte er.
Mehrere lachende Menschen, von denen keiner ihn beachtete saßen um die Tische, alles unwichtige Dorfbewohner. Unter ihnen fixierte er einen sehr alten Mann, ebenfalls einen ehemaligen Jünger. Er ließ den Blick weiter schweifen.
Im hinteren Bereich, wo eine Elfe mit schwacher Aura und zwei junge Männer saßen, erreichte nun eine stark pulsierende magische Aura den Tisch.
Ein leises Lachen hallte durch seinen Körper, das nicht seines war. Keona, das ist ja Ewigkeiten her. Sarkasmus war seine Stärke.
Augenblicke später lehnten die breiten, schwarz ummantelten Schultern an einem Balken neben dem Bartresen. Alle Auren bildeten vor seinem geistigen Auge ein sich wandelndes und lebendiges Farbspektakel, das ihm bereitstand zu maniulieren, wann immer es ihm nützlich erschien.
Da fuhr ein Zittern durch seine Hände bis in die Fingerspitzen und seine Augen weiteten sich schlagartig. Wie ein Mana spürte er das pulsierende, gleißende, rote Licht des Wesens, das sich dem Gasthaus näherte und das neue Energie durch seine Venen fließen ließ. Eine Frau führte es mit sich.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen unter dem schwarzen Tuch. Sie blieb stehen. Er konnte das Ei so deutlich spüren als wäre es der einzige Grund, warum er lebte. Alles in ihm, sein gesamter Geist verlangte danach.
Ruhig Tiger, hörte er Eriks Stimme in seinen Ohren, begleitet vom Rauschen seines Pulses.
Doch die Frau entfernte sich wieder von dem Gatshaus. Nur Eriks Ansprache hinderte ihn daran, das Ei jetzt und hier an sich zu bringen. Mit einem gezwungenen Ausatmen ließ er sich gegen die Säule sinken. Das konnte interessant werden.

Die mächtige Elfe wechselte sehr schnell in unsere Muttersprache. Scheinbar hatte sie gemerkt, dass ich noch Probleme mit der Menschlichen Sprache hatte. War es so auffällig? Scheinbar schon... dann würde mich wohl auch der Fremde vielleicht bereits bemerkt haben. Oder?
Die fremde würde etwas zu Essen besorgen. Okay, das wiederholte sie auch für Jake und Catos nocheinmal. Jake wandte sich kurz darauf an die blonde, die sich ziemlich unwohl zu fühlen schien. Beinahe noch unwohler als ich... konnte das sein? Also spürte sie es auch oder nicht? Oder fühlte sie sich einfach nicht wohl unter so vielen anderen Personen?
Jake erkundet sich nach ihrer Reise und Herkunft, schloss ich aus seinen Worten. Ich blickte sie aufmerksam an und nahm einen Schluck Honigsaft.

Nachdem ich im Haus verschwunden war, drückte ich schnell die Tür hinter mir zu und lehnte mich dagegen. Oh wenn Zerean nur das Haus betrat....
Ich schloss die Augen und atmete ein paar Mal durch, dann stieß ich mich von der Tür ab und trat vorwärts.
Es darf einfach nicht passieren, dachte ich! Ich spürte, wie der Geist meines Drachens wohlige Wärme aussendete.
Andromex, es wird alles gut! Du bist nicht mehr allein!, hörte ich die tiefe, brummige Stimme meines Drachens in meinem Kopf und musste lächeln.
Abgelenkt durch das Gespräch in meinem Kopf fing ich an, mir einen Laib Brot zu holen und im Raum herumzulaufen, während ich aß.
Wyrda, ist der Sturm eigentlich durch das Gebirge gekommen?, fragte ich meinen Drachen neugierig und stellte mir vor, wie sehr er in den Bergen gefroren haben muss, als die Schneemassen das Gebirge erreichten.
Wyrda schwieg für einen Moment, bevor er mir antwortete. Ja, ist er!
Ich merkte, dass Wyrda nach den Worten suchte, um weiterzusprechen, aber es ist kein normaler Sturm Andromex!... Was immer an diesem Sturm ist, pass auf dich auf!
Interessiert ließ ich von meinem Essen ab und blickte mich in meinem Zimmer herum. Du meinst der Sturm war nicht... natürlich?, fragte ich meinen Drachen und schauderte leicht. Konnte so einfach etwas ins Dorf gelangen, ohne von mir bemerkt zu werden?
Nein war es nicht, es war böser als Naturgewalten!, sprach Wyrda und ich sein Seufzer vibrierte in meinem Kopf.
Pass auf dich auf Andromex!

Keona sprach die Rothaarige auf einer seltsamen Sprache an, weshalb sich meine Augen weiteten. War es etwa... Es war die alte Sprache. Tatsächlich. Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein sollen. Sie war eine Elfe durch und durch, natürlich beherrschte sie ihre Muttersprache. Das ich kein Wort elfisch sprechen konnte verschwieg ich, ich hatte auch noch immer meine langen Haare über meinen spitz zulaufenden, deutlich elfischen Ohren.
Da sprach der Schwarzhaarige wieder Keona an, doch sein Blick huschte dabei das erste Mal auch zu mir herüber. Verschreckt wie ein junges Reh sah ich ihn an, dann wandte ich schnell den Blick ab. Ich musste aber sowieso ändern, dass ich mir hier mein eigenes Schweigegrab schaufelte.
"Ich war auf der Durchreise, da bin ich meiner Begleiterin beggenet", entgegnete ich leise und vermied dabei wenigstens noch, Keona bei ihrem Namen zu nennen - ich hatte nicht vergessen, dass sie gezögert hatte als sie ihn mir nannte.
Dann beschloss ich, zu den Jungs und der Elfe einfach ehrlich und ich selbst zu sein in der Hoffnung, dass sich meine Nervosität dann legen würde.
"Ich komme aus einem abgelegenen Dorf hinter dem Voreanlig-Gebirge", antwortete ich dann wahrheitsgemäß udn rang mir ein Lächeln ab, damit ich nicht furchtbar unsympathisch herüberkam.

Ich wartete noch auf dei Antwort von kenoa, als plötzlich das Mädchen, was sich neben mich gesetzt hatte, anfing zu sprechen. Ich blickte sie an und hörte ihr aufmerksam zu. Sie erklärte, dass sie aus einem Dorf hinter dem Voreanlig-Gebirge kam. Ich grinste die Fremde fröhlich an.
"Da war ich schonmal als Sommerhändler mit meinen Eltern! Das beste Beerenmuß der Welt! Die Kräuter dafür kriegt ihr aus dem Gebirge richtig?"
Ich erinnerte mich an den Geschmack des Beerenmuses in dem Dorf und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Die Dörfer hinter dem Gebirge hatten die besten Speisen einfach weil ihnen die Gewürzariationen des Voreanlig-Gebirges offenlagen.
"Was bringt also ein Mädchen aus den Voreanlig-Dörfern in einen kleinen Ort, wie diesen, wo es ihnen an richtigem Beerenmuß und Honigsaft mangelt?"
Ich grinste sie breit an und ein kleiner Lacher antkam meinem Mund. Ich versuchte die Stimmung ein wenig zu lockern, da das Mädchen neben mir ein wenig verängstigt ausschaute. Sie hatte blonde lange Haare, die ihr Gesicht umrahmten und grüne Augen, die sie weit geöffnet hatte. In meinen Augen sah sie wirklich freundlich aus, und weniger rätselhaft als die fremde Elfe.

Als ich zu Sprechen begann hatte ich mir damit die Aufmerksamkeit des Jungen neben mir gesichert, der mir freundlich lächelnd zuhörte. Und als er hörte, dass ich von der anderen Seite des Gebirges kam, grinste er fröhlich.
Erstaunt sah ich ihn an. Er war dort bereits Handeln gewesen? Jetzt breitete sich auch auf meinem Gesicht ein Lächeln aus und glücklich nickte ich. "Der Beerenmuß ist eine besondere Spezialität, die es nur bei uns gibt. Die Ältesten des Dorfes wissen die besten Plätze, an denen Beeren wachsen, auch wenn sie schwer zu erreichen sind. Im Frühjahr ziehen wir manchmal in größere Gruppen los, um für ganze Nachmittage sammeln zu gehen." Ein Strahlen trat in meine Augen, als ich über meine Heimat redete.
"Ich wollte etwas von der Welt sehen. Schon als ich klein war haben mich die Legenden, die um dieses Land kursieren, irgendwie fasziniert. Außerdem bin ich nicht der sesshafte Typ." Mein Blick huschte wieder zu meinen Händen, nur um ihn dann wieder anzusehen. "Und Ihr seid auch wegen eures Handels hier? Ist es nicht gerade in der Winterzeit eher beschwerlich?", fragte ich dann und blickte neugierig in seine braunen Augen. Es tat gut, so natürlich mit Jemandem reden zu können und er war wirklich furchtbar nett. Ich bekam kaum wirklich mit, dass Keona etwas zu Essen holen ging.

Nun begannen die blonde, schüchterne Elfe und Jake sich zu unterhalten. Ich konnte dem Gespräch leider kaum folgen. Sie sprachen zu schnell und mit zu vielen mir unbekannten Begriffen. Vorsichtig lehnte ich mich ein Stückchen zu Catos hinüber. "Was sie reden?", fragte ich ihn leise, um die beiden nicht zu stören. Die Neue begann grade aufzutauen und sich scheinbar ein wenig wohler zu fühlen, Jake gab sich auch alle mühe ihr dies zu erleichtern. Er war solch ein Aufmerksamer und freundlicher Mensch...
"Sie reden über die Heimat, das zu Hause, von ihr", er nickte kurz unauffällig zu der blonden hinüber. "Jake und ich waren schon einmal da."
"Waren da...", wiederholte ich kurz ein wenig unschlüssig ob ich es nun verstanden hatte oder nicht.
"Wir waren an dem Ort, Platz.. in dem Dorf" Ahh!! Okay!!..
Es fiel das Wort Beerenmus. Mehrfach. Catos erklärte es mir leise. Es klang ausgesprochen lecker! Ich lehnte mich einigermaßen entspannt zurück und lauschte den Stimmen mit der seltsamen Sprache.
Eine Bedienstete lief an unserem Tisch vorüber und ich schaffte es ein paar weitere Becher Honigsaft für uns alle zu bestellen, auch für die beiden Neuankömmlinge. Sie wurden kurz darauf gebracht.

Als ich die Fremde auf ihre Heimat angesprochen hatte, trat ein Strahlen in ihre Augen und glücklich und offen fing sie an, mir von den Traditionen der Ältesten und der Herstellung von Beerenmuß zu erzählen.
Dann sprach sie mich direkt an und ich nickte. "Ja diese Lande beherbergen viele interessante Legenden! Ob man ihnen glaubt, ist eine andere Sache."
Ich lächelte sie an und erinnerte mich an Kayowas Reaktionen, als ich sie auf die alten Legenden angesprochen hatte. Sie war ancheinend eine begeisterte Gläubige.
"Ja, Catos und ich", ich deutete auf meinen Freund, der in diesem Moment in ein Gespräch mit der kleinen Elfe verwickelt war und mich nicht beachtete, "sind hier als Winterhändler. Meine Eltern sind nämlich Sommerhändler, und sie wollten mit mir unser Handelsgebiet etwas ausweiten. Das hier ist meine erste eigene Reise!", ich grinste sie breit an und ein warmes Gefühl von Stolz machte sich in mir breit. Meine Eltern konnten stolz auf mich sein und besonders jetzt, nachdem ich hier mit einer, oder zwei Elfen saß, hatte ich bestimmt viel Zuhause zu erzählen.
Aus den Augenwinkeln merkte ich, dass Kayowa noch einmal Honigsaft für uns bestellte und als er zu unserem Tisch gebracht wurde, lehnte ich mich erneut zu der Fremden hinüber.
"Aber Ihr habt mir noch nicht euren Namen verraten! Ich bin Jake!", ich hielt ihr lächelnd die Hand hin und hoffte, sie nicht mit meiner Geste verschreckt zu haben. Manche Reisende hier gaben anscheinend nicht so gern ihren Namen preis.

Was die Legenden betraf war ich selbst zwiegespalten. Auf der einen Seite fand ich sie unglaublich spannend und stellte sie mir gigantisch vor, auf der anderen war da noch die Frage nach der Wahrheit und der nicht vorhandenen Belegung von Fakten.
"Ich muss ehrlich gestehen, dass die Legenden den Anreiz für mich dargestellt hatten, durch die Lande zu reisen", sagte ich mit einem freundlichen Lächeln und gestand ihm meine Beweggründe. "Jedoch vertrete ich nicht die tatsächliche Wahrheit dieser. Ich bin eben darum von Zuhause fort, um mich selbst von ihrer Wahrheit zu überzeugen und den Wurzeln der Sagen auf den Grund zu gehen." Stolz reckte ich den Hals.
Als Jake dann auch etwas von seiner Vergangenheit erzählte und von seinen Sommerhändler-Eltern und seiner neu gewonnenen Verantwortung lauschte ich ihm aufmerksam. Ein leben als Händler klang aufregend, ich stellte es mir aber auch anstrengend vor.
Gleich darauf kam das rothaarige Elfenmädchen wieder zurück an unseren Tisch und brachte Getränke mit. Neugierig warf ich einen Blick in den großen Krug, der vor meine Nase gestellt wurde. Ich kannte das Getränk nicht, es roch würzig und nach Honig.
Jake stellte sich vor und reichte mir mit einem breiten Lächeln die Hand. Ebenso breit zurücklächelnd nahm ich sie und erwiderte seinen Händedruck. "Idis! Freut mich dich kennen zu lernen." Ich setzte mich etwas aufrechter hin und strich mir dann mit der freien Hand die langen, glatten Haare hinter mein Ohr - eine unbedachte Geste, da man nun gut die spitze Form von diesem erkennen konnte. Allerdings war ich unaufmerksam, weshalb ich daran im Augenblick gar nicht dachte.
"Was ist das für ein Getränk?", fragte ich dann mit einem neugierigen Blick auf den Krug, der vor mir stand.

Dass Keona keine wirkliche Antwort erhalten hatte, nahm sie als "Nein" auf und bahnte sich einen Weg durch das Gewirr von Stühlen, Tischen und ausgelassenen Leibern, die sie erstaunlicherweise nicht zu registrieren schienen.
Seltsam..., dachte sie und sah sich um. Idis und die andere Elfe schienen vorhin auch etwas gespürt zu haben, aber ansonsten war hier keiner, der diese dunkle Aura zu bemerken schien. Ein eiskalter schauer lief der Elfe über den Rücken und ihr Kopf zuckte zum Bartresen.
Dort stand er. Dessen war sie sich sicher. Ein schwarz verhüllter Mann, der ungeheuerliches ausstrahlte.
Schnell wandte sie den Blick ab. Sie wollte nichts riskieren. Nicht hier vor den unschuldigen Menschen.
Keona stellte sich an das andere Ende des Tresens und wartete, dass der angetrunkene Barkeeper ihr beachtung schenkte.

Ich versuchte, an meinem Becher Honigsaft schlürfend, aus dem schlau zu werden, worüber die beiden redeten, doch hatte ich bloß das Gefühl, dass die Worte, die sie verwendeten immer seltsamer du Komplizierter wurden. Plötzlich wurde ich jedoch hellhörig, denn Ich hörte seinen Namen. Jake. Hm scheinbar hatte er sich soeben vorgestellt. Ich blickte nun wieder aufmerksam die blonde an, die sich nun ebenfalls vorstellte. Idis also, nun hatte die blonde auch einen Namen. Wer ihre Begleiterin wohl war?
Die beiden drückten sich die Hände und sie strich sich das Haar zurück. Das spitze Elfenohr blitzte nun deutlich hervor. Hm.. sollte ich sie darauf hinweisen? Oder wäre dies überflüssig? Immerhin war mir schließlich noch nichts passiert und ich hatte laut und deutlich für alle hier hörbar in der alten Sprache gesprochen.. Aber das war auch bevor der seltsame Fremde das Gasthaus betreten hatte... also hatte er mich vielleicht noch nicht bemerkt. Und Idis auch nicht. Aber... würde er uns jetzt vielleicht bemerken? Aber was könnte er gegen uns haben... oder uns tun wollen? Wahrscheinlich würde es ihn rein gar nicht interessieren! Aber irgendetwas sagte mir, dass es trotzdem sicherer sein würde unentdeckt zu bleiben. Ich wollte sie grade darauf hinweisen, da fragte sie nach dem Getränk. "Das ist Honigsaft!", erklärte ich ihr schnell. "Du Ohr besser nicht zeigen. Lustiger Mensch hier.", erklärte ich ihr ernst. Ich spürte, wie Catos sich neben mir bewegte. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und erstickte ein lachen. Was war denn jetzt so komisch? Doch nicht etwa ich? Toll! Da wollte man einmal vorsichtig sein und wurde dafür ausgelacht! Empört starrte ich ihn an. "Was ist?"
"Ich würde schon sagen, dass lustige Menschen hier sind, aber vor denen brauchst du keine Angst zu haben!" Aha.. Angst? Achsooo ~Angst~!! Ähm... und wieso nicht? "Du meintest wahrscheinlich seltsam! Oder unheimlich!" Oh... na toll... wollte man einmal versuchen eins der wenigen Adjektive, die man beherrschte zu verwenden und machte es prompt falsch. "Also... unheimlicher Mensch hier!", wandte ich mich wieder an Idis.

Idis, ich prägte mir ihren Namen ein und grinste sie breit an. Das war das erste Mal, dass ich auf Handelsreisen so viele nette Leute kennengelernt hatte und ich freute mich darüber. Doch dann strich Idis sich plötzlich die Haare aus dem Gesicht und ich erblickte zwei kleine, spitze Ohren darunter. Ein kleiner, unbeabsichtigter Seufzer entfuhr mir, und ich drehte mich kurz weg. Also noch eine Elfe, wo war ich nur hier gelandet? Irgendwie musste ich ein Magnet dafür sein! Noch nie zuvor hatte ich Elfen gesehen und sie immer nur für Legenden gehalten und nun saß ich plötzlich mit drei am Tisch!
Daher fiel mir auch keine geeignete Antwort auf Idis Aussage ein, dass sie die Wahrheit über die Legenden finden wollte, für mich war sie ja im Endeffekt selbst eine. Aber das musste in den Voreanlig-Dörfern wohl anders betrachtet werden.
Gottseidank retteten Kayowa und Catos mich aus der Situation, denn die kleine Elfe antwortete Idis auf die Frage, was es für ein Getränk sei. Aber dann wies sie sie ebenfalls auf ihre Ohren hin und ich zuckte unmerklich zusammen.
Kayowa sprach von einem lustigen Menschen und Catos brach in Lachen aus, doch ihre Aussage ließ mich trotzdem aufblicken. Mein Blick schweifte im Raum herum, aber ich konnte keinen lustigen, oder seltsamen Menschen ausmachen. Nur normale Bewohner des Dorfes, Reisende und Händler, die ich auf dem Markt gesehen hatte. Niemand, der irgendwie auffiel oder anders aussah. Abgesehen von den ganzen Elfen an unserem Tisch natürlich.
Ich wandte mich wieder zu Idis: "Honigsaft ist eine Spezialität hier. So wie ihr Beerenmuß habt, haben die hier Honigsaft!" Ich grinste breit, bevor ich anfing, ihr das Getränk zu erklären, "Durch die normalerweise windstille Lage", ich warf einen Blick aus dem Fenster und hustete übertrieben, "ist das Tal gut geschützt für die Züchtung von Bienen. Hier gibt es guten Honig. Und die Beeren für den Saft kriegen die auch aus dem Voreanlig-Gebirge. Allerdings beherrscht ihr die Herstellung von uß deutlich besser!" Meine Augen funkelten spöttisch und ich beschloss, diese Handelreise als eine der besten zu erklären, wegen der vielen netten Menschen, oder Elfen die ich hier kennengelernt hatte.

Die Rothaarige antwortete mir auf meine Frage nach dem Getränk, woraufhin ich sie freundlich anlächelte und nickte. Honigsaft klang tatsächlich lecker und ich war nur gewillt, es zu probieren.
Doch gerade wollte ich zum Trinken ansetzen, da sah ich Jake sich mit einem Seufzer von mir abwenden und die kleine Elfe neben ihm auf mich zeigen. Als sie dann erklärte, dass ich meine Ohren besser nicht zeigen sollte - in sehr gebrochener Sprache, wie mir auffiel - zuckte ich kaum merklich zusammen. Meine Ohren!
Schnell ließ ich die Haare wieder nach vorne fallen, musste dann aber ebenfalls kichern als sie von einem lustigen Menschen sprach. Wieso sollte ich mich denn vor so einem fürchten? Catos verbesserte sie jedoch sofort und mit einem Mal fuhr es mir kalt den Rücken hinunter.
Ich war also doch nicht die einzige, die es gespürt hatte - die es immer noch spürte. Irgendeine dunkle Macht lag auf diesem Gasthaus. Den Schauer so gut es geht ignorierend wandte ich mich mit einem entschuldigenden Lächeln an Jake, da mir nicht entgangen war, wie enttäuscht er ausgesehen hatte als ich meine Ohren preisgegeben hatte.
"Um ehrlich zu sein hoffe ich, es bis zur Elfenstadt zu schaffen. Ich möchte mehr über die Kultur und Sprache der Elfen erfahren, mehr über sie lernen - immerhin bin ich zur Hälfte eine und ich weiß nichts über meine Wurzeln." Das ich so etwas persönliches von mir preisgab tat ich nicht nur, damit er mich nicht für unnahbar hielt, ich hatte auch einfach das Bedürfnis, es Jemandem zu erzählen. Ich wollte Niemanden mit meinem Aussehen verschrecken, wo ich doch viel mehr ein Mensch war als eine Elfe - wenn schon nicht im Aussehen, so zumindest in meinen Wesenszügen und meiner Erziehung.
Auf die bedrohliche Anmerkung der Elfe ging ich nicht mehr ein, ich versuchte mich nun von dem mulmigen Gefühl abzulenken und lauschte so Jakes Erklärung zu dem Honigsaft. Dann lächelte ich zögernd, nahm den Krug und nippte ein wenig an dem Saft.
Es schmeckte wirklich köstlich. Beherzt setzte ich zu mehreren großen Schlucken an, bevor ich den Krug wieder absetzte und einen schaumigen Mund präsentierte. Lachend wischte ich mir den Schaum von den Lippen.

Idis schien sich fast am Honigsaft zu verschlucken, als ich den seltsamen Mann erwähnte. Dann schaute sie mich so seltsam an... als wüsste sie, was oder wen ich meinte... ich runzelte verwirrt die Stirn, doch da hatte sie sich wieder Jake zugewandt, der ihr etwas über den Honigsaft erklärte. Ich wollte grade wieder aufgeben dem Gespräch zu folgen, da fiel das Wort Elfenstadt. Das war doch der Name meiner Heimat auf der Sprache der Menschen..? Sprache erfahren.. Elfen... momentmal? War sie denn nicht selber eine Elfe?? ... Bin... hälfte... was hatte das zu bedeuten?? War sie denn keine richtige Elfe? Meine Augen wurde groß. Hieß das ... also... dass sie... nein! Das war so selten! So unglaublich selten!! Schon immer gewesen... sie war doch nicht etwa eine Halbelfe? Eine Mischung aus einem Menschen und einer Elfe? Ich konnte mich nicht daran erinnern jemals von lebenden Halbelfen gehört zu haben! Ich starrte sie ungläubig an. "Du Halbelfe?" Und dann taten sich so viele Fragen in meinem Kopf auf. Wie alt war sie, wie war das so, was unterschied sie von Menschen, was von Elfen? Wer war Elf, wer Mensch ihrer Eltern? ... Am liebsten würde ich sie sofort mit meinen Fragen zukleistern, doch hielt ich mich zumindest soweit zurück nicht alle auf einmal zu stellen, sondern mit einer zu beginnen. "Wie das kommen?"

Keona wurde unruhig, als der Barkeeper endlich auf sie zukam und das verunsicherte sie noch mehr. Sie war so gut wie nie nervös. Der Blick der blauen Augen zuckte zurück zu dem Fremden und sie hörte gar nicht zu, wie sie gefragt wurde, was sie denn wollte.
Keonas Gedanken schweiften ab... zu einer Zeit, die schon ewig her zu sein schien. Von der sie gehofft hatte, dass sie zuende sein würde, doch seit sie dieses Gasthaus betreten hatte waren diese Hoffnungen zerstört.

Ein fröhlich taumelnder Gast rempelte Keona an und riss sie aus ihren Gedanken. Sie wollte etwas sagen, doch der schien es seltsamer Weise nicht bemerkt zu haben und setzte sich gerade wieder an seinen Tisch. Die Elfe fühlte sich, als würden ihr tausende von Eismännchen über den Rücken laufen. Es stank hier gewaltig.
Sie drehte sich um und rief nach dem Barkeeper, der sich wieder anderen Gästen zugewand hatte: "Ich hätte gerne etwas zum Essen, haben Sie frisches Brot da?", sie musste laut reden, weil der Stimmenlärm sie zu erdrücken drohte. Dieser nickte und rief etwas in die Küche.
Kurz darauf wand Keona sich mit ihrem Essen zurück zu dem Tisch. Bei dem die Tasche von Idis lag. Mit dem Buch!

Idis lächelte mich aufmunternd an, da sie anscheinend mein Zusammenzucken bemerkt hatte. Ich fühlte mich schuldig, ich sollte froh darüber sein, so viele fantastische Wesen um mich herum zu haben und irgendwie in eine Legende geraten zu sein, aber unerklärlicherweise hatte Idis Offenbarung meiner Aufregung einen kleine Dämpfer verpasst.
Doch dann erklärte sie mir, um mich aufzumuntern, wie ich annahm, dass sie zur Elfenstadt reisen wollte, um mehr über ihre Art herauszufinden und sie offenbarte, dass sie nur zur Hälfe Elfe war. Dem Anschein nach war sie also mehr Mensch als Elfe, da sie noch nie unter ihresgleichen gewesen war und woöglich auch die alte Sprache nicht sprach. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Kayowa sich aufgeregt einmischte. Verwundert bemerkte ich, dass es für Elfen wohl keine alltägliche Erscheinung war, Halbelfen anzutreffen. Wurden Halblinge etwa aus der Elfenstadt verbannt? Diese Frage brannte sich in meinem Kopf ein und ich beschloss Idis oder Kayowa irgendwann darauf anzusprechen.
Bevor sie aber Kayowa eine Antwort auf die Frage geben konnte, meinte ich noch schnell: "Um mehr über Elfen herauszufinden seid Ihr anscheinend an die richtige Begleiterin geraten" Ich nickte mit dem Kopf hinüber zu der anderen Fremden, die sich gerade mit Teller den Weg zu uns hinüber bahnte.

Als ich erzählte, dass ich eine Halbelfe war, bekam die rothaarige Elfe mir gegenüber mit einem Mal große Augen. Aufgeregt sah sie mich an und fing an mich stotternd zu fragen, ob sie das richtig verstanden hatte. Auch der blonde Catos neben ihr richtete mit einem Mal sieen Aufmerksamkeit auf mich. Lächelnd und leise Lachend nickte ich, sie schien sich tierisch darüber zu freuen, warum wusste ich nicht. Sie tat ja fast so als ob sie noch nie Jemanden wie mich gesehen hatte... Oder das es Halbelfen normalerweise nicht gab... War ich... War ich denn besonders? Ich hatte noch nie Jemanden wie mich gesehen. Ich hatte aber auch noch nie Elfen gesehen, deshalb habe ich nicht weiter darüber nachgedacht.
Mit fragendem Blick musterte ich sie, als sie mich fragte wie es dazu kam. Bevor ich ihr jedoch antworten konnte kam Keona wieder zu unserem Tisch zurück. Ich wurde wachsam. Ihr Gesicht war blass und irgendwie sah sie nicht gut aus. War etwas passiert? Am liebsten hätte ich sie gefragt, doch mit so vielen Leuten um uns herum wagte ich es nicht sie offen darauf anzusprechen.
Jake wandte sich dann noch schnell an mich und sagte, dass ich mit meiner Neugierde Elfen gegenüber an die richtige Person gelangt war. Er deutete dabei auf Keona, woraufhin ich kurz angebunden nickte. Ich wandte mich dann jedoch der Rothaarigen zu und lächelte sie freundlich an.
"Ach echt? Kommst du aus der Elfenstadt?" Dann überlegte ich es mir aber besser und fügte noch hinzu: "Aber wie unhöflich - Ich bin Idis." Ich reichte ihr meine Hand. Immerhin kannte ich ihren Namen ja noch gar nicht.

Ich fand das ja so spannend!  Eine Halbelfe!! Jake schien eindeutig ein wenig verwirrt zu sein, doch sagte er dazu nichts. Er meinte nur etwas, das ich nicht gänzlich verstand aber scheinbar nicht wichtig war. Idis schien ebenfalls ein wenig verwirrt zu sein, aber warum? Wusste sie denn nicht, was für eine Seltenheit sie war? Naja... sie schien viel von den Menschen zu haben und auch bei ihnen aufgewachsen zu sein. Wenn ich das einigermaßen richtig verstanden hatte dann hatte sie bisher in einem Dorf gelebt, ähnlich wie diesem hier... und wahrscheinlich weit entfernt von der Elfenstadt... da konnte es gut sein, dass sie nicht sehr viel von den Elfen mit bekam..
Die andere Elfe kam grade vom essen holen zurück, doch war ich so gebannt von der Halbelfe,  dass ich dies nur am Rande mit bekam. Sie fragte mich, ob ich aus der Elfenstadt käme, bevor sie sich selbst unterbrach mit ein paar Worten, die mir abermals nicht zu relevant vorkamen, sodass ich nicht danach fragte. Dann stellte sue sich vor - abermals. Aber ich kannte ihren Namen doch schon...?
Sie reichte mir ihre Hand und ich ergriff sie verwirrt um sie zu schütteln,  wie ich es von Jake gelernt hatte. "Mein Name ist Kayowa. Und ich aus Elfenstadt komme.", erlärte ich ihr. Nur um sie dann verwirrt zu fragen: "Aber du dein Name schon gesagt? "

Ich beobachtete, wie Idis und Kayowa sich einander vorstellten und bemerkte mit einem Schmunzeln, dass Kayowa sich sehr bemühte, alles so zu machen, wie ich es ihr beigebracht hatte. Allerdings fiel mir auch der verwirrte Blick auf, als Idis sich ihr vorstellte, aber kümmerte mich nicht weiter darum. Ich wandte mich an Catos und beugte mich ganz nah zu ihm herüber. "Und was gibts da zwischen Kayowa und dir?"
Sein Mund öffnete sich zu einem breiten Grinsen und ich lehnte mich ein wenig zurück. Doch sein Grinsen war ansteckend und kurz darauf fingen wir beide an zu kichern.
"Sie ist echt nett!", antwortete mir mein bester Freund und ich zuckte näckisch mit den Augenbrauen.
Doch ich nickte nur und drehte mich dann hinüber zu der anderen Fremden, die nun mit dem Essen zurückgekommen war. Mein Blick schweifte über ihren Teller und ich merkte, dass auch sie kein Fleisch darauf liegen hatte. Das bestätigte mich nur noch mehr in der Vermutung, dass sie ebenfalls eine Elfe war. Aber aus Interesse und weil ich diese seltsame Gesellschaft, in die ich geraten war, überaus interessant fand, wollte ich nochmal nachfragen.
"Und was ist mit Euch?", ich lächelte sie breit an, um nicht unhöflich zu wirken, "kommt ihr auch aus einem der Voreanlig-Dörfer?"

Die Elfe schien genauso begeistert von mir zu sein wie ich von ihr und mit dem Wissen, dass man von dem jeweils anderen erfahren wollte, sah ich eine Freundschaft auf uns zu kommen. Ich strahlte sie an.
Sie nahm gleich darauf meine Hand und stellte sich mir gegenüber vor. Kayowa also, so wie sie es aussprach klang es so leicht und irgendwie magisch. Ein wirklich schöner Name. "Kayowa", wiederholte ich und stellte etwas enttäuscht fest, dass ich es nicht so magisch aussprach. Dann sagte sie, dass ich mich doch schon vorgestellt hatte.
"Ja, aber nur Jake gegenüber", erwiderte ich und lächelte. "Persönlich finde ich es schöner." ich konnte leider nicht besonders gut einschätzen, wie viel sie von dem was ich sagte verstehen konnte, da sie im Grunde gut sprach, nur halt etwas gebrochen und nicht mit korrektem Satzbau - erwartete aber auch Niemand von einer Elfe, die noch so jung war. Junge Elfen gab es selten, da ihre Art unsterblich war - das und nur wenig mehr war mir imemrhin über sie bekannt. Ein uraltes, magisches Volk... Oh wie sehr ich doch eine ihrer Städte sehen wollte.
Jake und Catos unterhielten sich leise neben uns, doch da ich mich mit Kayowa unterhielt hörte ich nicht was sie sagten. Keona stand nun jedoch wieder an unserem Tisch und als ich erneut zu ihr herüber sah erinnerte mich ihr Blick wieder an das ungute Gefühl, das mich in diesem Gatshaus belastete.

Idis unterhielt sich mit der anderen Elfe, die sich gerade als Kayowa vorstellte und Jake steckte erst grinsend die Köpfe mit seinem Kumpel zusammen.
Dann drehte er sich um und fragte Keona, woher sie denn kam. Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Familie, wie sie in einem Baum in der idyllischen Elfenstadt gelebt haben und dann aus dieser weggezogen sind, um was von der Welt zu sehen. Wie dann der Schatten aufgetaucht war und ihre Familie kaltblütig gemordet hatte, weil sie sich ihm nicht angeschlossen hatten.
Keona war gerade nicht anwesend gewesen, doch als sie dann kam und sie dort liegen sah, schwor sie sich, Rache zu nehmen.
Die Elfe hatte gar nicht gemerkt, dass sie die ganze Zeit nur vor sich hingestarrt hatte. Nun blinzelte sie kurz und lächelte Jake an.
"Nicht wirklich. In den letzten Jahren habe ich in den Hölen gelebt, die sich hinter den Drakensbergen befinden.", antwortete sie etwas ausweichend.

Auf meine Frage, dass sie mir ihren Namen ja schon genannt hätte, antwortete sie mir mit einer Bestätigung und etwas von wegen für Jake oder so... und es sei schöner.... persönlich? Was war das denn? Und es schien leider ein wichtiges Wort in diesem Satz zu sein... "Was 'persönlich'?", fragte ich also. Ich konnte mir absolut keinen Reim darauf machen.
Ich blickte kurz zu Jake hinüber, als ich bemerkte, dass er sich zu Catos hinüber lehnte. Wenn ich mich angestrengt hätte, hätte ich wahrscheinlich verstehen können, was sie sagten.... aber da war dann ja leider auch noch die Sache mit der Sprache, die mir dann vermutlich Schwierigkeiten bereitet hätte... also ließ ich es bleiben. Ging uns vermutlich ohnehin nichts an! Aber ich war schon ein bisschen Neugierig!
Es ging mich nichts an!
Ich wandte mich wieder Idis zu, da kam die andere wieder zu uns zurück an den Tisch. Sie wirkte ein wenig aufgewühlt... was war geschehen? Oder kam sie nicht mit der seltsamen Bedrückung, die den Raum erfüllte klar? Mir war sie ja auch unangenehm, aber sooo sehr störte sie mich nun auch nicht... sie war für mich etwas, wie eine Warnung. Eine Warnung mich in Acht zu nehmen, aber sonst...
Jake fragte die Fremde etwas, und schon war sie in ein Gespräch verwickelt, weshalb ich mich nun wieder vollends auf Idis konzentrieren konnte.

Er hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt.
Sein wachsames Auge wanderte gedankenversunken, teilnahmslos, fast desinteressiert durch den Raum, doch seine Aufmerksamkeit galt der schwarzgekleideten Svit-kona, die zur Zeit an einem Tisch besetzt von Kleingeistern weilte.
Er wartete. Lauerte. Nach einer geraumen Zeitspanne entspannte er seine verschränkten Arme und ließ sie langsam sinken. Sein Blick fiel nun auf die Elfe und ein Lächeln zierte seine Lippen, verborgen unter dem dunklen Tuch.
Ahhhh Keona. Du könntest mir noch Schwierigkeiten bereiten, meine Kleine. Sketch verzog keine Miene, als er Eriks Adrenalin durch seine eigenen Venen fließen fühlte. Sorge dafür, dass sie sich von dir fernhält.
Erik wusste, dass so leicht Niemand an seine Meisterschöpfung herankommen konnte, dafür hatte er gesorgt. Doch Keona war leichtfüßig und dazu mit über die Jahre ausgefeilten Fähigkeiten ausgestattet, sie verstand es unbemerkt zu bleiben und war daher die größte Spürnase in der Umgebung. Es galt sie im Auge zu behalten.
Sketch hatte nicht vor, diese wunderbare Gelegenheit verstreichen zu lassen, um ihr eine Warnung auszusprechen. Sein Lächeln verstärkte sich.
Seine schwarz behandschuhte Hand nahm mit einem Mal Spannung an. Gleich darauf fühlte er warme Haut an seinen Fingern und fuhr zart, fast sanft mit dem Zeigefinger ihren Nacken entlang.
Vor seinen Augen sah er Keona, die dort eingefroren stand und sich nicht rührte, mehr als die Hälfte des Raumes von ihm entfernt. Lächelnd spürte er den Anflug einer Gänsehaut unter seinen Fingerspitzen, obwohl seine Hand dem Anschein nach mit bloßer Leere spielte.
"Thrysta." Ein Flüstern, kaum mehr als die bloße Bewegung der Lippen, und seine Hand griff zu.
Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, nicht mehr als ein paar wenige verhinderte Atemzüge, da gab er ihre Atemwege auch schon wieder frei. Kurz wog er ab, ob er ihr noch eine persönliche Warnung aussprechen wollte, dann jedoch schüttelte er leise schmunzelnd den Kopf. Seine Aktion hatte dafür ausgesorgt, dass sie Wind von seiner Warnung bekam. Mit einer flüchtigen Handbewegung ließ er die erschienenen zarten, roten Striemen an ihrem Hals, verborgen unter ihrem Mantel, verschwinden.
Diese Warnung war nur an sie gerichtet.

"In den Höhlen? Ist das nicht ein ziemlich wildes und gefährliches Leben?", fragte ich die Fremde und betrachtete sie aufmerksam. Sie sah ziemlich klein und zierlich aus, fast die gleiche Größe und Körperbau, wie Kayowa, was mich in der ermutung unterstützte, dass sie eine Elfe war. Sie sah nicht aus, wie jemand, der sich in der Wildnis rumtrieb, und ganz alleine für sich selber sorgte. Obwohl sie einen sehr misteriösen Eindruck auf mich machte. Vielleicht steckte noch mehr hinter ihr, ich wollte der ganzen Sache mit den Elfen, dem Abenteuer in das ich geraten war, noch auf die Spur gehen.
Ich wartete geduldig auf die Antwort der Fremde und blickte ihr fest in die Augen, als ich plötzlich merkte, dass diese für einen Moment alles Licht verloren. Das Lächeln rutschte aus ihrem Gesicht und für ein paar Sekunden, sah sie wie eine tote aus. Dann holte sie stark Luft und blickte wieder normal.
Doch ihr plötzlicher Anfall, oder was auch immer das gewesen sein mochte, hatte mich verschreckt. Ich nickte ihr kurz zu, und meinte dann hastig, so schnell, dass die Wörter unverständlich aus meinem Mund kamen: "Aber Ihr seid sicher jemand dafür!"
Dann drehte ich mich ganz schnell zu Kayowa, Idis und Catos herum und wandte der sehr seltsamen und gruseligen Fremden den Rücken zu.
Ich versuchte dem Gespräch der beiden Elfen zu folgen, in der Hoffnung, das Bild von dem toten Gesicht der Elfe aus meinem Kopf zu bekommen. Aber es klappte nicht und ich ertappte mich dabei, wie ich nochmal einen Blick über meine Schulter warf und die Fremde verängstigt und misstrauisch beobachtete. Aber sie sah wieder ganz normal aus, nur das Lächeln war nicht zurückgekehrt.